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Perspektiven alternativer Energieträger

Die Chefin von Mercedes-Benz Lkw, Karin Rådström, über den eActros LongHaul und die Anforderungen an die Ladeinfrastruktur.

IAA aktuell: Frau Rådström, auf der IAA TRANSPORTATION wird der eActros LongHaul das Highlight auf Ihrem Stand sein. Was macht das Fahrzeug in Ihren Augen so besonders?

Rådström: Die Besonderheit liegt darin, dass es sich um eine batterieelektrische Zugmaschine handelt. Es ist aus technischer Sicht deutlich anspruchsvoller, einen schweren Truck zu elektrifizieren als ein Verteilerfahrzeug. Und natürlich haben unsere Kunden, die im Fernverkehr tätig sind, andere Anforderungen als unsere Kunden im Stückgut- oder Verteilerverkehr.

Ist der eActros LongHaul fit für die neue Stufe des Megawatt-Ladens?

Ja, Flottenbetreiber können den eActros LongHaul mit etwa einem Megawatt Leistung laden. Das ermöglicht ihnen kurze Lade- und hohe Einsatzzeiten. Hinzu kommt die hohe Reichweite von etwa 500 Kilometern nach einem vollständigen Ladevorgang.

Das dürfte die meisten ­Anforderungen Ihrer Kunden abdecken. Ergibt sich da noch die Notwendigkeit, zusätzlich einen Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkw zu produzieren?

Wir gehen in der Entwicklung zum einen natürlich von den Anwendungsfällen unserer Kunden aus: Batterieelektrische Lkw ergeben bis etwa 500 Kilometer, eines Tages vielleicht bei bis zu 700 ­Kilometern, mit einer Batterieaufladung Sinn. Für deutlich größere Reichweiten, flexiblere und anspruchsvollere Einsätze quer durch Europa brauchen wir Wasserstoff. Zum anderen spielt aber auch die Verfügbarkeit alternativer Energieträger eine wichtige Rolle. Es ist sehr anspruchsvoll, ein Ökostrom-Hochleistungsladenetz auf­zubauen. Ich kann mir vorstellen, dass ein Wasserstoff-Tankstellennetz seine Vorteile bei der Energieverteilung ausspielen kann. Das werden wir voraussichtlich ab der zweiten Hälfte des Jahrzehnts erleben.

Welche Technologie ist kostenseitig im Vorteil?

Hier gibt es weiterhin große Ungewissheiten – vor allem zur Preisentwicklung von nachhaltig produziertem Strom und Wasserstoff. Abhängig von diesen Faktoren kann die Antwort, welche Technologie die beste TCO-Rechnung ergibt, sich immer wieder ändern. Aber darauf hat ein Fahrzeugbauer keinen Einfluss. Daher ist es für Daimler Truck nur vernünftig, auf beides vorbereitet zu sein. Da batterieelektrische Antriebe den höchsten ­Wirkungsgrad aufweisen, wird der eActros LongHaul signifikante wirtschaftliche Vorteile bieten. Profitabilität für unsere Kunden ist auch ein zentraler Bestandteil unserer Gesamtlösung, die wir mit dem eActros LongHaul bieten wollen.

Wie sieht der Zeitplan bei diesem Fahrzeug aus?

Die Prototypen werden noch 2022 zur Erprobung auf öffentlichen Straßen starten, die Kundenerprobung folgt 2023.

Halle 20, Stand A40