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IAA Voices: Interview mit Gianenrico Griffini zum "Truck of the Year"-Award

Der International Truck of the year award wird in diesem Jahr erstmals im Rahmen der IAA TRANSPORTATION verliehen. Im IAA-Voices-Interview spricht der Jury-Vorsitzende Gianenrico Griffini vom italienischen Fachmagazin "Vie & Trasporti" über die spannendsten Lkw-Trends des Jahres und erläutert, worauf es wirklich ankommt bei der Preisverleihung.

Jury-Vorsitzender Gianenrico Griffini

Herr Griffini, Sie sind nicht nur Vorsitzender der Jury, die alljährlich den "International Truck of the Year" kürt, sondern arbeiten auch für "Vie & Trasporti", die wichtigste Monatszeitschrift im italienischen Transportbereich. Woher kommt Ihre besondere Leidenschaft für Lkw?

Lkw liegen mir wahrscheinlich in den Genen, denn mein Vater war Manager eines italienischen Schwertransportunternehmens. Diese Schwerlastwagen der frühen sechziger Jahre – sehr primitiv im Vergleich zu den heutigen – sahen beeindruckend, kraftvoll, unaufhaltsam und faszinierend aus, als ich ein Kind war.

Ohne der Preisverleihung auf der IAA TRANSPORTATION im September zu sehr vorgreifen zu wollen: Welche spannenden Trends prägen die Lkw-Branche in diesem Jahr?

Die Energiewende und das autonome Fahren sind heiße Themen in diesem Jahr. Aber wir dürfen nicht vergessen, was die Automobilindustrie im Bereich des konventionellen Antriebsstrangs geleistet hat. Wir haben dramatische Verbesserungen beim Kraftstoffverbrauch, der Energieeffizienz, der Verringerung des Luftwiderstands, der Sicherheit und dem Fahrkomfort gesehen. ICE-Motoren haben also noch viel zu sagen, bevor sie auslaufen oder durch fortschrittliche Antriebslösungen ersetzt werden.

Gab es in den letzten Monaten auch Entwicklungen und Innovationen, die Sie als Fachmann überrascht haben? Und welche waren das?

Am meisten überrascht hat mich die Geschwindigkeit der Energiewende – insbesondere, aber nicht nur, in Richtung batterieelektrischer schwerer Nutzfahrzeuge (BEV) – und in Richtung autonomer Fahrlösungen. Batterieelektrische Schwerlastkraftwagen sind bereits im Alltagsbetrieb im Einsatz. In den USA könnte das autonome Fahren bis zum Ende dieses Jahrzehnts Realität werden, zumindest im Hub-to-Hub-Betrieb. Und in Europa zeichnet sich ein ähnlicher Trend ab.

Bitte geben Sie uns einen Einblick in den Entscheidungsprozess der ITOY-Jury. Welche Kriterien spielen bei Ihrer Auswahl eine Rolle, und wann ist eine Innovation aus Sicht der Jury eine relevante Innovation?

Lassen Sie uns zunächst über den International Truck of the Year sprechen. Ich möchte darauf hinweisen, dass die endgültige Bewertung umfassend ist und dabei viele Faktoren berücksichtigt werden. Der Entscheidungsprozess umfasst eine breite Palette von Kriterien wie Kraftstoffverbrauch, Umweltbilanz, Fahrerkomfort, Sicherheit, Fahrbarkeit, Gesamtbetriebskosten und vieles mehr. Was den Truck Innovation Award betrifft, so berücksichtigen wir bei jeder Innovation oder innovativen Lösung deren Bedeutung und mögliche positive Auswirkungen auf den Transportbetrieb. Mit anderen Worten: Ein elektrischer Antriebsstrang ist nicht genug. Es muss ein elektrischer Antriebsstrang sein, der die Messlatte in seinem spezifischen Sektor höher legt.

Sie sind seit 14 Jahren Vorsitzender der ITOY-Jury und haben schon viele Preisträger gesehen. Welcher Gewinner hat Sie bisher am meisten beeindruckt?

Jedes Jahr sehe ich etwas anderes, das einen neuen Standard in der Automobilbranche setzt. Und das Beste kommt erst noch. Deshalb schreibe ich gerne über schwere Lkw.

Geben Sie uns zum Schluss bitte noch einen Ausblick auf die Lkw-Branche. Welche bahnbrechenden Entwicklungen und Trends erwarten Sie für die kommenden Jahre?

Wie ich bereits sagte, sollten wir mit einer weiteren Beschleunigung der Energiewende und des autonomen Fahrens rechnen, mit unterschiedlichen Zeitplänen auf den verschiedenen Kontinenten. Aber die Fortschritte werden erstaunlich sein.

 

Gesprächspartner:

Gianenrico Griffini arbeitet als Journalist für "Vie & Trasporti", die wichtigste Monatszeitschrift im Bereich Verkehr in Italien. Seit 1992 ist er Mitglied der Society of Automotive Engineers, der internationalen Vereinigung von Automobilexperten mit Sitz in Warrendale, Pennsylvania, USA, die weltweit über 130.000 Mitglieder hat.

Im Jahr 2008 wurde er zum Vorsitzenden der International Truck of the Year Group gewählt, einer Vereinigung hochrangiger Straßenverkehrsjournalisten und Redakteure, die Nutzfahrzeugzeitschriften aus 31 Ländern vertritt. Alle 12 Monate vergibt die ItoY-Jury ihre jährliche Auszeichnung "Truck of the Year".