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Fokus auf E-Antriebe

Interview mit Alexander Vlaskamp, Vorstandsvorsitzender von MAN Truck & Bus, der die Lkw-Branche vor dem größten Wandel ihrer Geschichte sieht. Den Besuchern der IAA TRANSPORTATION will er zeigen, wie die Transformation gelingen kann.

IAA aktuell: Nach einer Zwangspause ist die Nutzfahrzeugindustrie nach Hannover zurückgekehrt. Wie sehen Sie die IAA TRANSPORTATION 2022?

Vlaskamp: Ich freue mich darauf, dass wir uns endlich alle wieder persönlich treffen. Die IAA TRANSPORTATION ist und bleibt eine Leistungsschau entlang der drei Megatrends der Branche: null Emissionen, Digitalisierung und autonomes Fahren. Wir werden in Hannover erstmals unseren schweren E-Lkw sowie ein neues digitales Bezahlsystem zeigen, bei dem der Truck dann im Prinzip vollkommen auto­matisch die Bezahlung der Tankrechnung übernimmt.

Welche Trends beherrschen für Sie aktuell das Lkw-Segment?

Die Lkw-Branche erlebt den größten Wandel ihrer Geschichte. Bei den Null-Emissions-Technologien fokussieren wir uns auf elektrische Antriebe und forschen an Wasserstoff-Technologien. E-Antriebe behaupten sich bereits heute im Regional- und Verteilerverkehr. Ab 2024 werden wir unseren schweren E-Lkw auf die Straße bringen. Autonome Nutzfahrzeuge, mit deren Einsatz nach Mitte der Dekade zu rechnen ist, bieten großes Potenzial hinsichtlich Sicherheit und Effizienz. Daneben spielt die digitale Vernetzung eine immer größere Rolle. Bei MAN können beispielsweise einsatzspezifische Fahrprogramme over-the-air auf das Fahrzeug aufgespielt werden.

Warum sollten Besucher der IAA TRANSPORTATION zu MAN ­kommen?

Weil wir den Transportunternehmen Wege aufzeigen, wie der Wandel gelingen kann. Bei den konventionellen Antrieben senken wir den Verbrauch mit der neuen Motorengeneration noch einmal deutlich. Insgesamt sprechen wir hier von einem Minus von bis zu 15 Prozentpunkten von TG2 zu TG3. Den Komfort für die Fahrer in der Kabine steigern wir deutlich und machen den Arbeitsplatz im Truck so attraktiver. Für den Umstieg auf emissionsfreie Antriebe beraten wir ganzheitlich zu Routenanalysen, Flottenoptimierung und natürlich zur elektrischen Ladeinfrastruktur.

Und wie steht es aktuell um die Ladeinfrastruktur für E-Lkw?

Mit unserem Joint Venture bauen wir gemeinsam mit ­Volvo, Daimler und Scania mindestens 1.700 Ladepunkte in ganz Europa. Das ist ein Anfang, aber natürlich gelingt der flächendeckende Ausbau der Ladeinfrastruktur nur im Schulterschluss mit der Politik. Wichtig wird dafür die Technologie des Megawatt-Ladens sein. Unser kommender E-Truck ist bereits vorgerüstet, was perspektivisch sogar Tagesreichweiten von bis zu 1.000 Kilometern möglich macht. Unser Partner ABB E-Mobility will die dafür notwendige Technik schnell auf den Markt bringen.

Wie schnell werden automatisierte Fahrfunktionen für MAN-Lkw kommen? Werden erst Szenarien im Betriebshof fokussiert oder die Fahrt auf der Autobahn?

Wir verfolgen sowohl Entwicklungsprojekte zum autonomen Fahren auf der Autobahn, mit dem Ziel des fahrerlosen Fahrens im Verkehr zwischen Logistik-Hubs, als auch innerhalb eines Logistik-Hubs. Letzteres haben wir uns bereits im Hamburger Hafen angeschaut und entwickeln die Technologie im Straße-Schiene-Containerumschlag der Deutschen Bahn bei Ulm weiter. Dort fahren Lkw, die bis auf die zusätzliche ­Kamera- und Sensortechnik nicht anders aussehen als Lkw, in denen ein Fahrer sitzt. Wir gehen davon aus, dass wir bis Ende dieses Jahrzehnts autonome ­Verkehre zwischen Logistik-Hubs zur Serienreife bringen können.

Halle 12, Stand C20