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Der Markt scheint reif für den Korb

VTG und Vega wollen mit der R2L-Technik nicht kranbare Trailer auf die Schiene bringen. Das Angebot trifft offenbar einen Nerv. Die Nachfrage ist ausgesprochen hoch.

VTG und Vega wollen mit der R2L-Technik nicht kranbare Trailer auf die Schiene bringen. Das Angebot trifft offenbar einen Nerv. Die Nachfrage ist ausgesprochen hoch.

Wie lassen sich nicht kranbare Trailer am besten in den Kombinierten Verkehr einbinden? Immer mehr Kunden in Europa beantworten diese Frage offenbar mit „R2L“: Die technische Lösung, erst im Frühsommer in einer Kooperation des Bahnlogistikers VTG und des österreichischen Fahrzeuglogistikers Vega in den Markt gebracht, findet Anklang: „Wir generieren einen erfreulichen Umsatz“, sagt Marc Hunziker, der die Vermarktung bei VTG steuert. Und das scheint noch untertrieben.

Soll ein nicht kranbarer Trailer in einem konventionellen Umschlagterminal verladen werden, wird er dort in eine Umschlaghilfe, den R2L-Korb, hineingezogen. Dabei werden die Räder automatisch zentriert. Damit der Königszapfen für die Aufnahme in der entsprechenden Platte richtig steht, bekommen die Terminal-Zugfahrzeuge eine lasergestützte Messtechnik installiert, die dem Fahrer anzeigt, wo genau er anzuhalten hat. Der Kran kann dann den Korb mitsamt Trailer auf den Waggon umsetzen.

Wer die Körbe nutzen will, muss sich in der Regel für mindestens ein Jahr vertraglich festlegen. Hunziker: „Wir drängen normalerweise nicht auf längere Bindungsfristen, sondern vertrauen darauf, dass die positiven Erfahrungen mit dem System für eine Verlängerung der Zusammenarbeit sorgen.“

Flexibles Vermarktungsmodell

Für die Vermarktung bietet VTG unterschiedliche Modelle an. Ein komplexeres: Der Kunde mietet Taschenwagen und Körbe nach Bedarf und vergibt dann die Traktion gleich an die VTG-Tochter Retrack. Dieses Modell hat der niederländische Logistiker GVT für seine Verbindung zwischen Tilburg und Stettin gewählt. Hunziker: „Gerade haben wir an GVT weitere vier Körbe geliefert.“

Auch die Litauische Güterbahn LTG Cargo nutzt diese Angebotsform. Seit dem 1. August zieht Retrack drei wöchentliche Rundlaufzüge zwischen Tilburg und Kaunas in Litauen – eine Strecke von rund 1.600 Kilometern. Zwei Wagensets von VTG und 44 R2L-Körbe sind da unterwegs, und VTG übernimmt auch die Servicebegleitung des vermieteten Equipments. Im nächsten Jahr soll ein drittes Wagenset mit 36 Körben hinzukommen, sagt Hunziker – „als Basis für einen vierten und fünften Umlauf“.

„Lucky punch“ in Italien

Besonders gefreut hat sich Hunziker über einen großen Auftrag aus Italien. Dort vermietet VTG Waggons an den Intermodallogistiker Lotras, der eine Verbindung zwischen dem Großraum Forlimpopoli nördlich von San Marino und der Region Bari startet. Im Einsatz sind drei T3000-Wagensets mit 80 Körben – „mehr ist angekündigt für 2022“. Für den italienischen Markt erwartet Hunziker in den kommenden drei Jahren einen Bedarf von 600 bis 700 zusätzlichen Wagen und etwa 1.000 Körben.

Aktuell hat VTG 175 Körbe im Einsatz, bis Ende Februar sollen 150 hinzukommen, davon sind schon 130 fest eingeplant. „Über ein weiteres Beschaffungsprogramm beraten wir gerade“, sagt Hunziker – da gehe es um ein Volumen von bis zu 300 weiteren R2L-Körben. Etliche davon sollen auch für TWIN-Wagen ausgelegt sein – bisher sind nur Körbe für die gängigen T3000-Wagen im Einsatz. Die TWIN-Version wird gerade bei Green Cargo in Schweden mit zwei Prototypen getestet. Und: VTG wird ab Februar kommenden Jahres 200 weitere T3000-Wagen einstellen – fast alle sind schon vermietet.

In der Praxis hat sich die R2L-Technik bisher bestens bewährt. „Wir haben noch keine einzige Schadensmeldung bekommen“, freut sich Hunziker. Allerdings nehmen sich VTG und Vega vor dem Einsatz in neuen Terminals auch immer viel Zeit, das Personal zu schulen und an die neue Technik zu gewöhnen.

Hohe Nachfrage aus Spanien

Eine besonders starke Nachfrage erwartet Hunziker aus Spanien. Dort gebe es kaum Intermodalangebote für nicht kranbares Equipment. Er rechnet deshalb für die nächsten drei Jahre mit einem Bedarf von rund 1.000 Waggons und etwa 3.000 Körben und will 2022 mit Retrack auch als Bahnunternehmen auf diesem Markt aktiv werden. „Das sind gewaltige Zahlen“, hat Hunziker selbst ein wenig Respekt. Aber: VTG habe den nötigen Hintergrund, „um das nachfrage- und marktgerecht auf die Beine stellen zu können“.

Noch kein Operateursgeschäft

Von all den Vorhaben, die VTG und Vega im Frühsommer ankündigten, steht lediglich eines noch auf „Hold“: selbst als Operateur in die Vermarktung von Zügen mit R2L-Technik zu gehen. Hunziker hatte allerdings schon damals eingeschränkt, nur dann in dieses Geschäft einsteigen zu wollen, wenn der Absatz der neuen Technik nicht zufriedenstelle. Danach sieht es im Moment freilich nicht aus.

Noch ist zudem eine Kooperation mit den großen Operateuren im kontinentalen Kombinierten Verkehr denkbar, die ihr Geschäft auf kranbares Equipment ausgerichtet haben. Aber selbst wenn nicht: „Das gäbe uns doch eine Daseinsberechtigung als vielleicht auch aktiver Operateur mit unserer Lösung. Beide Techniken ergänzen sich unter der erklärten Prämisse, Verkehre von der Straße auf die Schiene verlagern zu wollen.“