Mitfahrt im Truck der Zukunft

Wir schreiben das Jahr 2030. Der Lkw ist smarter, effizienter und umweltfreundlicher als je zuvor. Dank intelligenter Vernetzung und Automatisierung navigiert er auf der Autobahn in der Regel selbst durch den Verkehr. Der Fahrer übernimmt währenddessen andere Aufgaben wie Routenplanung und die Bearbeitung der Frachtpapiere – oder nutzt die Zeit für eine Ruhepause.

Wir schreiben das Jahr 2030. Der Lkw ist smarter, effizienter und umweltfreundlicher als je zuvor. Dank intelligenter Vernetzung und Automatisierung navigiert er auf der Autobahn in der Regel selbst durch den Verkehr. Der Fahrer übernimmt währenddessen andere Aufgaben wie Routenplanung und die Bearbeitung der Frachtpapiere – oder nutzt die Zeit für eine Ruhepause.

Intelligentes Cockpit

Im Truck der Zukunft sitzt der Fahrer nicht mehr in einem klassischen Fahrerhaus, sondern in einer Hightech-Kanzel. Statt mit Drehknöpfen, Hebeln und Schaltern ist das Cockpit mit einer intelligenten Glasscheibe ausgestattet. Sämtliche Daten und Informationen über Strecke und Fracht werden hierauf digital in Echtzeit projiziert. Und dank der 3D-Augmented-Reality-Technik erscheinen die Projektionen für den Betrachter dreidimensional. Durch die zusätzliche Anzeigeebene betten sich die Navigationsinformationen direkt in die reale Fahrsituation ein. Weil der Fahrer plötzlich die Sonne blendet, steuert er per Gestensteuerung ein Menü auf dem Display. Langsam dimmen sich die Scheiben, während die Anzeigen wiederum automatisch heller erscheinen. Plötzlich blinkt auf einem der gläsernen Screens eine „15“ auf. Der Trucker weiß, dass er in einer Viertelstunde den Konvoi verlassen und zumindest kurzfristig wieder selbst agieren muss. Bis dahin ist noch Zeit, per Sprachassistent die Verkehrslage zu überprüfen lassen. Per V2V- und V2I-Kommunikation – Vehicle to Vehicle und Vehicle to Infrastructure – tauscht sich der vernetzte Lkw Daten dazu auch mit entfernten Fahrzeugen und der Infrastruktur aus. Im Bruchteil einer Sekunde wird die Route geändert, da das Verkehrsaufkommen 50 Kilometer weiter immer dichter wird. Anschließend informiert der Fahrer die übrigen Lkw über seinen Ausstieg aus dem Platooning-Gespann.

Der Truck 2030 der TU München zeigt schon heute, wie die Zukunft des intelligent vernetzten Lkw aussehen kann. Bildquelle: TU München

Der selbststeuernde Lkw

Die mehr oder weniger zufälligen Platoons von Lkw verschiedener Hersteller können sich 2030 dank einheitlicher Systeme in ganz Europa für eine bestimmte Zeit zu gemeinsamen Autobahnzügen koppeln. Ein echter Fortschritt gegenüber den langen einsamen Fahrten früherer Jahre, als man immer wieder von langsameren Fahrzeugen ausgebremst wurde oder sich in nervigen Elefantenrennen aneinander vorbeischob. Dank Platooning ist die Geschwindigkeit gleichmäßig zügig. Weil die Trucks in kurzen Abständen von zehn bis 15 Metern hintereinander unterwegs sind, verringert sich der Luftwiderstand. Dadurch sinken der Kraftstoffverbrauch und die CO2-Emissionen. Zudem nehmen die dicht auffahrenden Konvois weniger Straßenfläche ein – mehr Platz also für andere Verkehrsteilnehmer. Dadurch sind auch Unfälle im Vergleich zur Vergangenheit deutlich geringer geworden. Sensoren und Computersteuerung entlasten den Fahrer standardmäßig in kritischen Situationen. Die früheren Schrecken des Sekundenschlafs sind vorbei. Auf langen Distanzen übernimmt das intelligente Fahrzeug die Verantwortung.

Der Truck wird zum Büro

Jetzt gibt der Autopilot rechtzeitig vor der Ausfahrt das Signal zum Ausscheren, der Trucker übernimmt wieder die Steuerung. Das müsste er eigentlich nicht. Sein Fahrzeug würde auch diese Fahraufgabe selbständig erledigen, aber nachdem er in den letzten Stunden im Cockpit seine Logistikaufgaben online erledigt hat, gönnt er sich gern ein paar Meter Nostalgie, auch wenn der Joystick eher dem Steuerknüppel eines Jets nachempfunden ist und nicht wirklich an das große schwarze Lenkrad erinnert, das schwere Lkw noch vor zehn Jahren hatten. Immer online bedeutet auch, dass Tankstopps und Pausen exakt geplant werden und gleich entsprechende Parkplätze reserviert werden können. Gleich ist der Autohof erreicht. Der Lieblingstisch im Restaurant ist auch schon reserviert. Nach einer Pause geht es weiter über die Grenze nach Österreich. Der vernetzte Lkw verfügt über eine einheitliche Mautbox für ganz Europa, manuelle Buchungen sind längst  Vergangenheit. Die Route führt jetzt über alpines Terrain. Der Brummifahrer bucht bei seinem Truck kurzzeitig eine höhere Leistungsstufe dazu – also mehr PS on demand.

Der Future Truck von Mercedes-Benz gibt einen Vorgeschmack auf die Entwicklung der Nutzfahrzeugtechnik in der nahen Zukunft.

Mercedes-Benz Future Truck 2025 | Weltpremiere

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Lkw als vollvernetztes Schwarmwesen

Es geht wieder bergab. Das Ziel ist erreicht – ein großer Logistikumschlagplatz in der Nähe einer italienischen Metropole. Schon lange dürfen die Langstrecken-Lkw nicht mehr in Innenstädte fahren. Die letzte Meile der Ware zu den Händlern und Kunden wird nur noch mit kleinen E-Vans und E-Lastenrädern absolviert. Der Fahrer rangiert per Smartphone den Sattelzug. Dabei steht er neben dem Lkw und sieht auf dem Display den Vorgang aus der Vogelperspektive. Das System dazu besteht aus einem kamerabasierten Leitungssystem an der Laderampe. Dort erfassen die Sensoren den Lastzug und senden die Lenkbefehle an das Fahrzeug weiter. Ein vollautomatisches System entlädt den Lkw-Container in weniger als 30 Minuten. Keine langen Wartezeiten mehr an Logistikzentren und Lagerhallen.

Als er an der Verladestation ankommt, wartet bereits ein Servicefahrzeug auf ihn. Sein Truck hat registriert, dass es an zwei Reifen Probleme mit dem Luftdruck gibt und dies an die Spedition gemeldet. Denn jeder Reifen hat innen einen intelligenten Sensor, der alles überwacht, auch die Profiltiefe. Zurück im Cockpit gibt der vernetzte Truck sofort Bescheid wenn er nicht voll beladen ist. Schwarz bietet daraufhin die freien Kapazitäten an – über Online-Frachtbörsen, die für eine effiziente Verteilung der Güter sorgen. Leerfahrten gilt es auf jeden Fall zu vermeiden, und dafür muss man seinen Lkw immer mit den Dispositionen der verschiedenen Auftraggeber, aber auch mit den Be- und Entladestationen vernetzt haben. Kaum zu glauben, dass damals – also zu Beginn des 21. Jahrhunderts – im Durchschnitt rund ein Drittel aller Lkw-Fahrten noch Leerfahrten waren. Solche Ineffizienzen machten die Transporte unnötig teuer.

Die komplette Tour in der Konzeptstudie Vision X von Bosch.

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Fernfahrer als attraktive Berufsoption

Auch der Spritverbrauch und damit die CO2-Emissionen waren deutlich höher. Zwar verrichten noch immer effiziente Dieselmotoren ihre Arbeit vor allem im Fernverkehr. Es werden aber schon seit Jahren klimaneutrale Kraftstoffe genutzt, die von regenerativen Energien stammen. Im Verteilerverkehr ist jeder zweite Lkw ein batterieelektrisches Fahrzeug. Auf der Langstrecke fahren immer mehr Sattelzüge mit Brennstoffzelle. Über Luftqualität in Städten redet niemand mehr, das Thema hat sich längst erledigt. Die einst kritischen Umweltverbände sind verstummt.  Zudem haben sich Berufsbild und Image des Truckers durch die Vernetzung immens gewandelt. Waren Lkw-Fahrer früher hauptsächlich fürs Fahren und Be- und Entladen zuständig, verfügen sieheute über eine zusätzliche Ausbildung als Logistikkaufmann bzw. -kauffrau. Auch immer IT-Experten haben sich für diesen Beruf entschieden. Denn sie können auf den langen Distanzen ihren anderen Aufgaben nachgehen.