CES und IAA – same, same, but different!

Automobil- und Tech-Industrie verschmelzen mehr und mehr. Auch die Veranstaltungen CES und IAA nähern sich von unterschiedlichen Seiten an - und können voneinander lernen. Dr. Martin Koers, Geschäftsführer beim Verband der Automobilindustrie, berichtet von seinen Eindrücken aus Las Vegas.

Automobil- und Tech-Industrie verschmelzen mehr und mehr. Auch die Veranstaltungen CES und IAA nähern sich von unterschiedlichen Seiten an - und können voneinander lernen. Dr. Martin Koers, Geschäftsführer beim Verband der Automobilindustrie, berichtet von seinen Eindrücken aus Las Vegas.

Wir leben längst in Zeiten sogenannten „merging industries“: Automobil- und Tech-Industrie verschmelzen mehr und mehr. Das Auto ist längst nicht mehr nur Transportmittel, sondern Computer auf Rädern. Die IAA als Spiegelbild der Branche wandelt sich insofern mehr und mehr von einer reinen Autoshow hin zu einer software- und technologie-getriebenen Mobilitätsplattform. Die Consumer Electronics Show (CES) ist demgegenüber schon von ihrer Definition her eine industrieübergreifende Veranstaltung. Wir finden unter „Consumer Electronics“ eine Bandbreite an Technologien - von der Waschmaschine bis hin zum Auto. Während für uns als IAA-Verantwortliche somit die Herausforderung in einem „Messe-Broading“ liegt, geht es bei der CES um thematisches „Messe-Deepening“, um nicht der Willkür zu unterliegen. Beide Veranstaltungen nähern sich somit von unterschiedlichen Seiten an - und können voneinander lernen.

1. Digital First

Man ist schon auf der CES, bevor man in Las Vegas ankommt. Die Kommunikationsstrategie ist klar: Digital first. Print second. Ein paar Zahlen dazu, welche dies unterstreichen: 87% der globalen Medienberichterstattung findet online statt, 900k Mentions auf Social Media mit 5k+ Tweets pro Stunde. Das sind beeindruckende Zahlen.

Die Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas hat Anfang Januar nicht nur die neuesten Trends in Sachen Technologie aufgezeigt, sondern auch die Messlatte hochgehängt, was das Ausstellungserlebnis an sich angeht. Klar ist: Mit ihrer schieren Größe und der Vielfalt an Themen, Locations und Exponaten verlangt die CES Ausstellern und Besuchern einiges ab. Vor diesem Hintergrund war es für mich besonders spannend zu sehen, wie es den Machern der Consumer Electronics Show gelingt, die Besucher schon vor der Messe sowie direkt ab dem Eintreffen am Veranstaltungsort mitzunehmen, sie zu begeistern und ihnen passgenaue, auf ihre Interessen zugeschnittene Erlebnisse zu ermöglichen. Zahlreiche digitale Touchpoints wie die eigene App ermöglichen den Messebesuchern immer wieder Interaktionen und individuelle Erfahrungen. Sie können so ihr persönliches Messeerlebnis gestalten und die CES über die Grenzen der Messehallen hinaus in der ganzen Stadt erleben.

Besucher auf der CES. Bildquelle: Consumer Technology Association (CTA)®/ CES®

2. Grenzen? Welche Grenzen?

Die Messelandschaft befindet sich in einem stetigen Wandel und muss sich laufend anpassen, um für Aussteller, Besucher und Medienvertreter interessant zu bleiben. Der CES ist es in den letzten Jahren gelungen, die reine Unterhaltungselektronik-Messe in ein branchenübergreifendes Event zu verwandeln. Klare thematische Grenzen? Gibt es nicht.

Diese Transformation wird bei uns auch für die zukünftige Ausrichtung der IAA als weltweit führende Mobilitätsplattform entscheidend sein und ist bereits bei der IAA 2019 deutlich geworden: Der Weg geht weg von einer reinen Ausstellung hin zu einer umfassenden Plattform, auf der alle relevanten Akteure nachhaltiger, individueller Mobilität präsent und zum Austausch bereit sind. Das betrifft zum einen die bekannten Messeakteure wie Hersteller, Tech-Unternehmen, Zulieferer, Mobilitätsdienstleister und Start-Ups, die die IAA ausmachen. Zum andere war es uns als Veranstalter der IAA schon immer wichtig, über den Tellerrand hinauszuschauen.

Dazu liefert die CES interessante Insights: Zum Beispiel mit dem Thema Artificial Intelligence, das eine immer größere Rolle im Zusammenhang mit intelligenten Produkten vom Fernseher über sprachgesteuerte Assistenten bis hin zu Mobilitätslösungen und Prothesen spielt. Es gelingt der CES, ein breites Feld zu eröffnen, das auch übergreifenden Querschnittsthemen mit Technologiebezug einen Platz bietet. Das wird auch für den VDA ein wichtiger Punkt für die Neuausrichtung der IAA sein: Spannende Impulse von neuen Messe-Playern aus anderen Industrien und Disziplinen werden zum neuen Konzept der IAA gehören, um dem Trend der merging industries zusätzlichen Raum zu geben.

Daimler Keynote auf der CES. Bildquelle: Consumer Technology Association (CTA)®/ CES®

3. IAA 2021 – eine Transformationsstory

 

Was der CES mit dem bunten, lauten Las Vegas als Bühne für ihr Innovationsfeuerwerk gelingt, ist auch für uns ein zentraler Aspekt: Für die #IAA21 gilt es, den zum Messekonzept passenden Standort zu suchen. Unser Ziel ist es, die Mobilität zum Bürger zu bringen, d.h. die Mobilität der Zukunft über das Messegelände hinaus an Besucher und Interessierte heranzutragen. Mit interaktiven Formaten, die den Dialog zwischen Aussteller, Besuchern und Bürgern fördern und echte Erlebnisse mit neuen Mobilitätslösungen und Ideen ermöglichen. Dass viele Städte ihr Interesse bekunden und diesen Weg als potenzieller Veranstaltungsort mitgehen wollen, zeigt die große Strahlkraft der IAA als weltweit führende Plattform für nachhaltige und intelligente Mobilität.

Über den Autor: Dr. Martin Koers ist Geschäftsführer des VDA. In dieser Funktion ist er zuständig für die Zulieferer, Mittelstand, den Aftermarket, Entwicklungsdienstleister sowie Startups im VDA. Zudem ist er verantwortlich sowohl für Kommunikation und Events als auch für die Bereiche Economic Intelligence & Statistik sowie IT und Digitalisierung im VDA. Zuvor war er verantwortlich für die Wirtschafts-, Außenwirtschafts- und Klimaschutzpolitik im VDA.