Lkw-Fahrer vor seinem Fahrzeug

Vom Brummifahrer zum Logistikmanager?

Der Güterverkehr nimmt stetig zu. Gleichzeitig verändert sich die Branche. Neue Technologien revolutionieren Logistikprozesse und Trucks. Was macht das eigentlich aus dem Lkw-Fahrer am Steuer? Auf Achse sein ist heute ein Knochenjob. In Zukunft könnte sich das ändern.

Der Güterverkehr nimmt stetig zu. Gleichzeitig verändert sich die Branche. Neue Technologien revolutionieren Logistikprozesse und Trucks. Was macht das eigentlich aus dem Lkw-Fahrer am Steuer? Auf Achse sein ist heute ein Knochenjob. In Zukunft könnte sich das ändern.

Dauerthema Fahrermangel

Ein harter Kerl mit weichem Herz, der auch auf engen Bergstraßen einen kühlen Kopf behält und geduldig auf das Ende des Staus wartet. Seit Jahrzehnten genießen Trucker das Image des "Cowboys der Straße", das für Freiheit, Bodenständigkeit und Abenteuer steht. Doch diese Helden der Straße werden zu einer seltenen Spezies. Junge Menschen treten nicht mehr in ihre Fußstapfen. Der Transportsektor hat seit Jahren erhebliche Probleme, geeignetes Personal zu finden. Und die Situation wird immer ernster. Jedes Jahr gehen 30.000 Lkw-Fahrer in den Ruhestand, aber nur rund 18.000 junge Fahrer qualifizieren sich für den Job. Im Dezember 2019 gab es allein auf der Online-Stellenbörse der Bundesagentur für Arbeit fast 15.000 offene Stellen in Deutschland. Nach Angaben des BGL (Bundesverband Güterkraftverkehr) sind heute 60.000 Stellen für Lkw-Fahrer zu besetzen. Der Verband warnt davor, dass die Versorgung zusammenbrechen könnte. Auch der DSLV (Deutscher Speditions- und Logistikverband) sieht die Lage kritisch und beziffert die Zahl der benötigten Lkw-Fahrer auf 45.000.

Keine Zeit für Pausen. Auch an den Umschlagplätzen ist der volle Einsatz des Fernfahrers gefragt. Bildquelle: Ivan Bandura on Unsplash

Technikschub für den Trucker

Der Job des Lkw-Fahrers begeistert heute weitaus weniger Berufsanfänger als früher. Die schlechte Bezahlung mit einem Durchschnittsgehalt von rund 28.000 Euro ist einer der Hauptgründe, zumal Fahrer aus Osteuropa zu wesentlich schlechteren Kondtionen fahren. Zum Vergleich: In den USA verdient einer Trucker durchschnittlich rund 53.000 Euro. Vor allem Fernstreckenfahrer sind oft wochenlang von ihren Familien getrennt. Berufsbedingte gesundheitliche Probleme wie Fettleibigkeit und Diabetes durch Stress und das lange Sitzen setzen den Fahrern zusätzlich zu. Digitalisierung und Vernetzung im Transportsektor könnten das Jobprofil neben besseren Rahmenbedingungen wieder attraktiver machen, denn sie schaffen neue Möglichkeiten und Einsatzfelder für den Lastkraftwagenfahrer. Schon heute unterstützen intelligente Sicherheitssysteme den Fahrzeuglenker im Alltag. Zähfließender Berufsverkehr, alltäglicher Stau oder stockend dahinschleichende Fahrzeugkolonnen – diese klassischen, extrem fordernden Fahrsituationen werden nach und nach entschärft.

Im Mercedes-Benz Future Truck wird der Lkw-Fahrer zum vernetzten Transportmanager. Bildquelle: Daimler AG

Neotrucker als Logistikallrounder

Die Entwicklung geht noch weiter: Der Lastkraftwagen von morgen wird intelligenter und bequemer. Auf der letzten IAA Nutzfahrzeuge wurden wieder voll vernetzte Trucks vorgestellt. Denn teilautomatisiertes Fahren, Mirror Cams statt Außenspiegel und ein interaktives Multimedia-Cockpit sorgen für mehr Sicherheit und Komfort. Der Mercedes-Benz Future Truck 2025 war einer der ersten Protoypen für den Hightech-Fahrerplatz der Zukunft, der aus der Kabine ein rollendes Büro und Wohnraum macht. Aber reicht das aus, um neue Begeisterung für den heute problematischen „Platz auf dem Bock“ zu wecken? Ist der menschliche Trucker überhaupt noch notwendig, wenn der Computer das Steuer übernimmt? Ja und nein. So wie sich die Truckkanzel zur Mensch-Maschine-Schnittstelle entwickelt, wandelt sich der Lkw-Fahrer zur modernen Logistikfachkraft im digitalen Truck.

Das heißt für die Zukunft des Jobprofils: Der Fahrer kann während der autonomen Fahrt bequem Büro- und Planungsaufgaben erledigen und das autonom fahrende System überwachen. Ähnlich wie im Luftfahrtsektor. Der Fahrer bereitet als Cargo-Manager den Transport vor, belädt den Transporter, überwacht Abfahrt und Ankunft und löscht schließlich die Ladung. Aktiv in den Transportprozess involviert ist der „Pilot“ vor und nach Fahrtbeginn sowie auf der letzten Meile. Oder im Notfall. Der Trucker als planende und überwachende IT-Fachkraft im autonomen Hightech-Gefährt – dieser neue Aufgabenschwerpunkt soll zu einem Imagegewinn und neuem Interesse für den Beruf des Kraftfahrers führen. Die Zukunft wird es zeigen.